Sensationeller Erfolg: Müllwägen sicher in Aleppo gelandet

Syrien ist im Krieg. Kann man Müllautos sicher dorthin bringen? Kommen sie zum Einsatz? Ist die Aktion sinnvoll? Auf diese Fragen gibt es seit heute eine Antwort: Ja.

Christian „Fonsi“ Springer, der Münchner Kabarettist, Gründer und Vorstand der Hilfsorganisation ORIENTHELFER e.V., hat seinen Hilfskonvoi an die zivile Stadtverwaltung Aleppos übergeben. Jahja Nanaa, der Bürgermeister von Aleppo: „Noch nie kam so ein großer Konvoi bei uns an.“

Februar 2013

Die ersten Hilferufe aus Aleppo erreichen München: Müllberge türmen sich 6 Meter hoch und ziehen sich kilometerlang durch die Stadt. Krankheiten wie die „Aleppobeule“ waren bereits ausgebrochen. In der kommenden Hitze drohen Epidemien in der syrischen Millionenstadt. Springer ergreift die Initiative und will Müllwagen nach Aleppo überführen. Darüber informiert er Dieter Reiter, den Wirtschaftsreferenten der Stadt München.

2. Mai 2013

Als auch das Auswärtige Amt auf die Dringlichkeit der Aktion verweist, kommt es zu einer spektakulären Entscheidung: in der Vollversammlung des Münchner Stadtrats werden dem Verein ORIENTHELFER vier gebrauchte Müllfahrzeuge aus dem Bestand des AWM gespendet. Die Leitung und Mitarbeiter des AWM arbeiten mit Hochdruck an der Durchführung des Plans und lassen die Fahrzeuge instandsetzen. Ein weiteres Müllfahrzeug spendet die Firma Heinz aus Moosburg. Zwei Krankenwägen werden als zusätzliche Spende in den Konvoi integriert.

Abrollkipper des AWM
Abrollkipper des AWM

23. Juni 2013

Festakt zur Abfahrt der Fahrzeuge nach Syrien.

Die Innenräume der Fahrzeuge werden gefüllt mit Sachspenden: 150 Fußbälle des FC Bayern, 350 Kuscheltiere, 60 Paar Krücken, über 10.000 Kleidungsstücke, Rollstühle, Tragen, eine Frühchen-Intensivstation, Armschienen, medizinisches Gerät und Kinderspiele. Der Oberbürgermeister der Stadt München Christian Ude und der BR-Moderator Christoph Süß weisen in ihren Reden auf die humanitäre Notwendigkeit der zivilen Hilfe hin.

Ude und Springer beim Festakt
Ude und Springer beim Festakt

Überführung der Fahrzeuge nach Syrien

Die über 3.000 Kilomter lange Strecke von München nach Aleppo wird von Mahmoud Dahi organisiert. Der langjährige Fahrer des OB Christian Ude, Manfred Haugg, begleitet den Konvoi bis nach Syrien.

Streckenführung:
München – Triest (Italien): Autobahn
Triest – Mersin (Türkei): Fähre, 72 Stunden
Mersin – Kilis (türkisch-syrische Grenze): 6 Stunden
Kilis – Aleppo: 45 Kilometer

Autobahn Österreich
Autobahn Österreich

Übergabe an die syrischen Behörden

Am Sonntag, den 7.Juli 2013 findet am türkisch-syrischen Grenzübergang Bab Salame die Übergabe der Fahrzeuge statt. Die Fahrzeuge werden als Spende an die Stadtverwaltung Aleppo nach Syrien exportiert. Im Rahmen eines Festakts übernimmt der amtierende Bürgermeister Aleppos Jahja Nanaa den Hilfskonvoi. Es ist laut seiner Aussage der größte Konvoi, der Aleppo seit Ausbruch der Revolution erreicht hat.

Die Stadtspitze Aleppos, höchste Vertreter der Freien syrischen Armee, die den Konvoi schützend nach Aleppo begleiten, Vertreter des türkischen Roten Halbmonds und viel andere Amtspersonen nehmen am Festakt teil.

In Syrien

In Absprache mit den Behörden werden vier Müllfahrzeuge und ein Krankenwagen nach Aleppo-Stadt gebracht. Ein Müllfahrzeug bleibt in der nördlich von Aleppo gelegenen Stadt Azaz. Ein Krankenfahrzeug verbleibt an der türkisch-syrischen Grenze zum Transport von Patienten und Verletzten.

Im ersten Einsatz – in Syrien
Im ersten Einsatz – in Syrien

Ausblick

Mit den gespendeten Müllfahrzeugen können nicht einmal 5 Prozent des Bedarfs abgedeckt werden. In der Stadt Aleppo, die zu 75 Prozent von Revolutionären beherrscht wird und noch 4 Millionen Menschen leben, gibt es derzeit nur noch 2 funktionstüchtige Feuerwehrfahrzeuge.

Die täglichen Bombardierungen verursachen ständige Brände, die nicht gelöscht werden können. Die Spende von 5 Müllfahrzeugen nach Aleppo kann nur als Startschuss für weiterreichende Hilfe angesehen werden.

Fazit: es ist möglich, Hilfskonvois an die zivilen Verwaltungsbehörden Syriens sicher zu überbringen.

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